MehrWERT-Kunstpreis 2018

Zum dritten Mal wurden die MehrWERT-Kunstpreise unter jenen Künstlern, die bereits im weissen haus gezeigt wurden oder am Atelier- und Residence-Programm von studio das weisse haus teilgenommen haben, vergeben.

Konkret handelt es sich um zwei Auszeichnungen: Der mit 3.000 Euro dotierte MehrWERT-Kunstpreis beinhaltet einen einmonatigen Aufenthalt in New York als Phase der Inspiration und zur Erweiterung des eigenen Netzwerks sowie eine Präsentation im dort ansässigen österreichischen Kulturforum (ACFNY) von 20.06. bis 03.09.2018.

Die Realisierung dieser Auszeichnung findet in Zusammenarbeit mit studio das weisse haus und dem ACFNY statt.

Der  Anerkennungspreis in der Höhe von 1.500 Euro ist mit einer Einzelausstellung im weissen haus im September/Oktober 2018 verbunden. Die Betreuung und Umsetzung dieser Präsentation wird ausschließlich von das weisse haus verantwortet.

Preisträger 2018

MehrWERT-Kunstpreis
MARIT WOLTERS

Jurybegründung:
Die Jury hat sich für Marit Wolters und ihr Ausstellungskonzept entschieden, das unter dem Titel „Everything that is solid dissolves into air eine fragile Konstruktion aus einer Vielzahl von Torstahlstäben vorsieht, die in Anlehnung an traditionelle japanische Baugerüste mit einem Kreuzknoten verbunden werden. Das zwischen Skulptur und Architektur changierende, instabil wirkende Gefüge wird mit einer Serie von kompakten Betonabgüssen ergänzt, deren netzartige Oberflächengestaltung auf topografische Karten verweisen. Gleichermaßen bildet das in New York entstehende Video „strip“ einen deutlichen Kontrast zur durchlässigen Struktur der raumgreifenden Installation. Es zeigt eine scheinbar endlose Abfolge von blauen Baustellenwänden, die den Blick auf die dahinterliegenden Vorgänge und Arbeitsprozesse verstellen, welche nur über die nach außen dringenden Geräusche wahrnehmbar sind.

Überzeugt hat die Bezugnahme der geplanten Installation auf die sozialpolitischen Herausforderungen der Gegenwart, mit der die Künstlerin den Austausch von Gütern, Kapital und Dienstleistungen ebenso befragt, wie die freiwillige oder erzwungene Dislozierung von Menschen. Die Konstruktion aus architektonischen Elementen kann als Sinnbild für eben jenes fragile ökonomische und gesellschaftliche Gefüge in einer globalisierten Welt verstanden werden.

MehrWERT-Kunstanerkennungspreis

JULIA GAISBACHER

Jurybegründung:
Auf Empfehlung der Jury wird der MehrWERT-Kunstanerkennungspreis an Julia Gaisbacher vergeben. „One Day You Will Miss Me“ ist Teil eines fortlaufenden Projekts, in welchem sich die Künstlerin kritisch mit einem Stadtentwicklungsprojekt in Belgrad beschäftigt und die unterschiedlichen Bauphasen fotografisch dokumentiert. In weiteren Arbeiten werden auf die neoliberalen Bewerbungs- und Vermarktungslogiken des Waterfront-Projekts Bezug genommen.

Beeindruckt hat vor allem die fundierte Recherche, die auf kritischen Medienberichten und Gesprächen mit Anhänger/innen der Protestbewegung basiert. Das Projekt thematisiert stellvertretend am Beispiel Belgrad die korrupten Machenschaften rund um das Immobiliengeschäft, in die häufig Regierungsmitglieder involviert sind. Gleichzeitig wird damit auf herrschende Asymmetrien verwiesen, wenn solche Großprojekte für eine aufstrebende Mittelschicht und Investor/innen aus dem Ausland entstehen, während sozial benachteiligte Stadtbewohner/innen zwangsenteignet und an die Randzonen gedrängt werden.

Jurymitglieder

Viktor Bucher (Galerist)
Axel Köhne
(Kurator Belvedere 21)
Gabriele Schor
(Chef-Kuratorin Sammlung Verbund)
Margot Pilz
(Künstlerin)

Moderation

Ruth Goubran (Leiterin Sponsoringprogramm der Erste Bank)
Katja Stecher
(Projektkoordinatorin studio das weisse haus)