MehrWERT-Kunstpreis 2022 geht an Johanna Bruckner
Johanna Bruckner wird mit dem diesjährigen MehrWERT-Kunstpreis ausgezeichnet. Dieser wird erstmals in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Kulturforum Belgrad vergeben und von der in Novi Sad beheimateten Galerie SULUV umgesetzt. Als Europäische Kulturhauptstadt 2022 widmet sich das künstlerische Programm den Grundwerten der Europäischen Union – wie Menschenrechte, Multikulturalität, interkultureller Dialog, Umweltbewusstsein und Friedenspolitik.
Jurybegründung
Die künstlerische Praxis von Johanna Bruckner überzeugte die Jury in ihrer komplexen ästhetischen und thematischen Vielfalt. Die Künstlerin befasst sich mit Themen wie queerer Postpornografie und Netzpornodaten, ruft Irritationen von vordefinierten Ansichten hervor, und nutzt die Kombination von Video, Sound, Performance und Installation, um inmitten des herrschenden Datenkapitalismus abstrakte Körperwelten mit mehrdeutigen Intimitäten und Sehnsüchten zu erschaffen. Die Jury ist überzeugt, dass ihr zeitgemäßer, vielschichtiger Ansatz und ihre teils verstörenden, zum Nachdenken anregenden Botschaften sowohl in Wien als auch in Novi Sad Anklang finden und eine Reflexion über den menschlichen Körper, Intimitäten und emotionale Welten anregen, die durch die fortlaufende Transformation von Technologien in Kombination mit veränderten Zeitlichkeiten und politischen Mechanismen erzeugt werden.
Johanna Bruckners vorgelegtes Konzept, das für beide Ausstellungsräume eine Kombination von digitalen Arbeiten mit "nicht normativen" skulpturalen Organen vorsieht, vermittelt ihre Vorstellung von einem „Anderen Europa“ als einem metabolischen System, das die hegemoniale Ordnung durchkreuzt und demgegenüber einen Raum für das Affektive und Sensible eröffnet. Es darf eine vielschichtige Auseinandersetzung und Präsentation erwartet werden, die nicht nur angenehme Assoziationen hervorrufen wird und letztlich in ethische Fragestellungen münden muss.
Jurymitglieder
Jelena Glišić (Projektmanagerin für bildende Kunst, ACF Belgrad)
Ruth Goubran (Leiterin des Sponsoringprogrammes der Erste Bank)
Alexandra Grausam (Leiterin das weisse haus / studio das weisse haus)
Eva Oberhofer (Leiterin Galerie Thoman Wien)
Andrea Palašti (Künstlerin, Lehrende an der Kunstakademie in Novi Sad, Mitglied des Kunstbeirats von SULUV)
MehrWERT-Kunstpreis 2022
Neben einer Einzelausstellung in das weisse haus (21. September – 30. Oktober) und in der Galerie SULUV (21. November - 02. Dezember) ist der Preis mit einem einmonatigen Aufenthalt in Novi Sad als Phase der Inspiration und zur Erweiterung des eigenen Netzwerks verbunden. Das von der Erste Bank zur Verfügung gestellte Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro deckt die Reise- und Aufenthaltskosten, zudem ist ein eigenes Produktionsbudget für beide Ausstellungen vorhanden.
Auch in diesem Jahr wurde der Preis, der jenen Künstlerinnen und Künstlern gewidmet ist, die bereits in das Programm des Kunstvereins inkludiert waren, im Zuge eines zweistufigen Wettbewerbs vergeben.
Finalistinnen und Finalisten 2022
Guadalupe Aldrete, Luiza Furtado, Anna Frida Jonsdottir, Larissa Kopp and Florian Aschka, Marko Markovic, Marlies Poeschl, Catherine Sarah Young
Johanna Bruckner
geboren 1984 in Wien, lehrt an der Zürcher Hochschule der Künste. Sie hat Bildende Kunst, Kulturwissenschaften und Sozialanthropologie in Wien, Berlin, New York, Stockholm und Hamburg studiert. Als Künstlerin interessiert sie sich für die Bedingungen der Arbeit, die als Reaktion auf die Technologien des kommunikativen Kapitalismus entstanden sind. Ihre Arbeiten wurden international gezeigt, u.a. in der Schirn Kunsthalle Frankfurt, Mediterranea Biennale 19, 57. Biennale Venedig, Haus der Kulturen der Welt, Berlin, transmediale 2020, ZKM - Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe, Deichtorhallen Hamburg. Ihre Arbeit wurde durch zahlreiche Stipendien ausgezeichnet, zuletzt erhielt sie den re:humanism Preis für Kunst & Künstliche Intelligenz und 2020 den Anerkennungspreis für Bildende Kunst des Landes Niederösterreich.
Teilnahme am Programm von das weisse haus
connections undplugged, bodies rewired, Gruppenausstellung 2021/22