Der MehrWERT-Designpreis im Festivalformat „Stadtarbeit“ wurde heuer zum dritten Mal vergeben und geht an das Projekt ADMIRABEL von Cosima Terrasse, Veronika Hackl und Andrea Visotschnig. Einen Anerkennungspreis erhält die italienische Architektur- und Forschungsplattform ECÒL für DRAWING PUBLIC SPACE.
MehrWERT-Designpreis 2017
Admirabel – Was kostet (Österreich)
Veronika Hackl, Cosima Terrasse, Andrea Visotschnig
www.facebook.com/AdmirabelWaskostet
ADMIRABEL ist eine mobile Wettperformance, die dazu anregt, kreative Wetten mit alternativen Einsätzen abzuschließen. Die Besucherinnen und Besucher sollten überlegen, welchen Wetteinsatz abseits von Geldbeträgen sie ihren Nachbarinnen und Nachbarn bzw. welche Einsätze jene ihnen im Gegenzug anbieten können. An zehn Festivaltagen diente ein Leerstand als temporäres Wettbüro.
Jurybegründung: „Das Projekt zeichnet sich durch einen sehr guten konzeptionellen Ansatz aus, der mit gestalterischen Mitteln ausgezeichnet umgesetzt wurde. Vor allem der Entwurf des Prozesses, die Herstellung einer verlangsamten Situation, die Moderation der Verhandlung mit oder zwischen den Wettpartnern, zeigen einen spielerischen ebenso wie wohldurchdachten und künstlerisch fein konzipierten Ablauf. Ohne zu moralisieren lenken die Gestalterinnen das Publikum und schaffen Anreize, möglichst empathisch zu agieren. Mit der Verwechselbarkeit mit dem tatsächlich kommerziell agierenden Wettbüro-Unternehmen und an für diese üblichen Standorten schafft es das Projekt ein breites Publikum anzusprechen und für das Thema zu sensibilisieren.“
MehrWERT-Designanerkennungspreis 2017
Drawing Public Space (Italien)
Emanuele Barili, Cosimo Balestri, Olivia Gori, Lorenzo Perri
www.e-c-o-l.it
Mittels farbiger Tapes entstand mitten im Fokusbezirk Rudolfsheim-Fünfhaus ein großflächiges Muster aus grafischen Symbolen. Linien, Fliesen und Pfade sollten zum Bewandern des öffentlichen Raumes und zur spontanen Interaktion im Viertel anregen.
Jurybegründung: Mit großem Engagement und freiwilligen Helfern wurde mit hoher Präzision ein Projekt im öffentlichen Raum umgesetzt, welches trotz seiner Qualität in Planung und Umsetzung von Architektur und Grafik dennoch zugänglich bleibt, ja sogar besonders einladend auf das Publikum gewirkt hat und über alle Sprachbarrieren hinweg für viele Begegnungen und Beteiligungen gesorgt hat. In jedem Fall hat „Drawing Public Space“ das Erscheinungsbild und die Wahrnehmung des Schwendermarkts im Festivalzeitraum grundlegend verändert.“
Jurymitglieder 2017
Markus Bader (raumlaborberlin), Theres Fischill und Ruth Goubran (Erste Bank), Clemens Foschi (Caritas, Erzdiözese Wien), Jutta Kleedorfer (Mehrfach und Zwischennutzung, MA18- Stadtentwicklung und Stadtplanung), Ebru Kurbak (Künstlerin und Preisträgerin des MehrWERT-Designpreis 2015) Beraterin der Jury: Lilli Hollein (VIENNA DESIGN WEEK)
Die weiteren Stadtarbeit-Projekte 2017
LEBENSWELTEN (Österreich)
D.A.S. Dementia. Arts. Society.
Ruth Mateus-Berr, Cornelia Bast, Antonia Eggeling,
Elisabeth Haid, Petra Mühlberger, Pia Scharler, Tatia Skhirtladze
Das partizipative Projekt „LEBENSWELTEN” versucht sich der Thematik Demenz mit Kunst und Design anzunähern. Durch Workshops am belebten Kardinal-Rauscher-Platz sollen Gemeinsamkeiten, Synergien und Verbindungen zwischen Menschen mit und ohne Demenz aufgespürt werden, Empathie geweckt und zu einer Sprache des Verständnisses und des Miteinanders verknüpft werden. Mit Hilfe von Design-Objekten und unkonventionellen Kommunikationsstrategien soll ein neuer Zugang zum Thema Demenz ermöglicht werden.
Re-tracing home (Deutschland)
Benedikt Stoll, Anja Fritz
Guerilla Architects
Vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise entwickeln Guerilla Architects gemeinsam mit Migrantinnen und Migranten und in Kooperation mit der Caritas experimentelle Alternativen zur heute gängigen Flüchtlingsarchitektur. Als zweiphasiger interaktiver Workshop untersucht das Projekt „Re-tracing home“ die Bedeutung des Begriffs „Zuhause” und thematisiert dabei, wie man Fähigkeiten und soziokulturelle Hintergründe geflüchteter Menschen in Architektur und Planung von alternativen Wohnungstypen überführen kann. Mit dem mobilen Architekturbüro „Bastian, der Stadt:Symbiont“ werden verschiedene öffentliche Räume im Fokusbezirk Rudolfsheim-Fünfhaus an den ersten fünf Festivaltagen besucht. In der zweiten Festivalhälfte fließen die Ergebnisse der Begegnungen vor Ort in ein offenes Work-in-Progress-Projekt ein, das einen Wiener Leerstand als „ideales“ Zuhause bespielen soll.
Tischlein deck dich (Rumänien)
Alexandra Trofin, Farkas Pataki
Das Projekt „Tischlein deck dich” von Alexandra Trofin und Farkas Pataki untersucht kulturelle Unterschiede mittels Food Sharing. Im Zentrum des Projekts steht das Teilen von Nahrung als gemeinsames Gut. Während des Festivals macht ein mobiles Objekt bzw. ein mobiler Tisch innerhalb des Fokusbezirks Rudolfsheim-Fünfhaus an verschiedenen Standorten halt und lädt Flüchtlinge wie Locals dazu ein, ihre jeweilige kulinarische Kultur zu leben und miteinander zu teilen. Das aus dem Festival-Gastland Rumänien stammende Team wird das Projekt „Tischlein deck dich“ mit einem rumänischen Essen am ersten Abend starten, wobei Flüchtlinge und die lokale Food Sharing Community zur aktiven Teilnahme eingeladen werden. Das Projekt will im Rahmen eines „Get Togethers“ den Anwohnerinnen und Anwohnern sowie Passantinnen und Passanten die kulinarische Vielfalt verschiedener Kulturen näherbringen. Das mobile Objekt wird zudem zur Annahmestelle für Nahrungsmittelspenden und Küchenutensilien, die während des Festivals verwendet und im Anschluss an Flüchtlingsunterkünfte weitergegeben werden.