Erste Bank Filmpreis 2023

© Viennale

Zum 13. Mal wird der von der Erste Bank initiierte und gestiftete 
Erste Bank Filmpreis in Zusammenarbeit mit der Viennale, dem Deutschen Haus at NYU und dem Anthology Film Archives vergeben.

Der Erste Bank Filmpreis wird unter den österreichischen Filmproduktionen, die im Programm der Viennale laufen, über eine unabhängige Jury vergeben. Der Filmpreis ermöglicht einen Aufenthalt in New York City einschließlich einer Werkpräsentation im Anthology Film Archives.

Jury
Silvia Bohrn, Kulturmanagerin
Nicolas Mahler, Comic Zeichner
Boris Manner, Philosoph und Kurator
Jed Rapfogel, Filmprogrammer Anthology Film Archives
Moderation: Ruth Goubran, Sponsoring Erste Bank

Jurybegründung

Die Jury des Erste Bank Filmpreises hat beschlossen den Preis zwei Filmen zu widmen.

Der Erste Bank Filmpreis geht an Martha Mechow für Die ängstliche Verkehrsteilnehmerin

Die ängstliche Verkehrsteilnehmerin ist außergewöhnlich: ein Film, der sowohl in intellektueller als auch in formaler Hinsicht eine Entdeckungsreise darstellt. 

Vordergründig ist es die Geschichte einer jungen Frau, Flippa. Sie findet ihre Schwester Furia auf Sardinien, in einer feministischen Kommune von jungen Frauen. Diese versuchen, Identitäten und Beziehungen außerhalb der Grenzen konventioneller sozialer Strukturen zu verwirklichen.  Die ängstliche Verkehrsteilnehmerin sprengt die Vorstellungen, wie Filme entstehen und aufgebaut sein sollen. In einem ungeschliffenen und antinaturalistischen Stil, kombiniert Mechow Elemente des Kinos, des Theaters und der Literatur: Improvisation, poetische Sprache, freimütige philosophische Betrachtungen, hemmungslose Höhenflüge und sogar eine eingehende Analyse der Romane von Jane Austen. Diese divergierenden Elemente gewinnen durch den thematischen Ernst von Losing Faith Kohärenz.

Der Film ist von der Überzeugung beseelt, dass die westliche Gesellschaft dringend einer Transformation bedarf, er ist sich aber auch der Möglichkeit bewusst, in die Falle einer selbstbezüglichen Selbstgerechtigkeit zu tappen - ein Thema, das den Kern unserer heutigen Zeit trifft.

Der Erste Bank Filmpreis geht an Adrian Goiginger für Rickerl

Adrian Goiginger schildert in Rickerl den Alltag eines talentierten und erfolglosen Musikers und betreibt damit zugleich eine Analyse der Wiener Seele.  Gekonnt verkörpert Multitalent Voodoo Jürgens die Hauptfigur dieses Filmes, in den auch biographische Elemente des Singer - Songwriters verwoben wurden. Der triste Alltag des Protagonisten zwischen Arbeitsamt und Kündigungen wird nur durch Besuche seines von ihm getrennt lebenden Sohnes und einer launigen Runde in seinem Stammbeisl erträglich gemacht. Goiginger gelingt es in dieser Komödie das Bild eines typischen Wiener Charakters zu entwickeln: ohne dabei in Klischees zu verfallen. Zwischen Todessehnsucht und schöpferischen Eingebungen pendelnd, stolpert er kurz vor dem Erreichen eines Zieles immer wieder über sich selbst.

Der Film berührt durch die authentische Darstellung der Hauptfigur, wirft einen ethnologischen Blick in das Wiener Vorstadtmilieu, und zeigt dieses als untergehende Kultur.