Der Erste Bank Kompositionspreis 2023 geht an das Komponisten- und Interpreten-Duo Nimikry - Alessandro Baticci und Rafal Zalech.
Statement der Jury
"Nimikry ist in vielerlei Hinsicht ein Ausnahme-Duo im gegenwärtigen Musikleben. Als Komponisten gestalten sie mit einem Interpretenblick das Schöpferische, als Interpreten nähern sie sich mit nachschöpferischem Geiste dem Komponierten und als technikaffine Zeitgenossen verschränken sie interpretatorisch-kompositorischen Ziele mit der Entwicklung neuer Technologien für Spieltechniken und Klangerzeugung.
Das Duo Nimikry darf damit im besten Sinne gerade auch im Feld der avancierten Komposition als impulsgebend und wegweisend bezeichnet werden."
Jury besteht aus Gerd Kühr (Komponist), Christian Scheib (ORF, musikprotokoll) und Peter Paul Kainrath (Intendant Klangforum Wien).
Nimikry
Wir sind ein Startup- und Musik-Duo, welches an der Schnittstelle von Musik und Technologie angesiedelt ist. Unser Fokus liegt auf der Förderung der Kreativität und Verschmelzung der Grenzen zwischen Instrumentalmusik und Technologie.
Wir kombinieren digitale Innovationen und künstlerische Forschung mit der Suche nach neuen Qualitäten in der Kunst. Unsere erweiterten Instrumente dienen als Grundlage und Inspiration für fortlaufende Untersuchungen neuer klanglicher Möglichkeiten. Unsere Musikästhetik überschreitet Grenzen und bezieht Elemente aus experimenteller Elektronik, Noise-Pop, klassischer Musik und Improvisation ein. Was diese Genres verbindet, ist das einzigartige Element unserer selbst entwickelten Instrumente. Unser klassischer Hintergrund und die Beschäftigung mit avantgardistischer Sprache prägen unsere Herangehensweise an jedes Projekt.
Wir glauben auch an den Mehrwert von Kollaborationen, weshalb wir mit Musikern und Künstlern aus unterschiedlichen Ecken gemeinsame Projekte entwickeln. Durch die Zusammenarbeit mit kreativen Köpfen aus verschiedenen Bereichen und Orten können wir die Grenzen dessen, was in der Welt der Musik und Technologie möglich ist, ständig erweitern. Wir glauben, dass wir Musikern und Künstlern helfen können, ihr volles Potenzial auszuschöpfen, indem wir Lösungen entwickeln, die neue und innovative künstlerische Möglichkeiten ermöglichen.
Alessandro Baticci
Als freiberuflicher Flötist, Komponist und elektroakustischer Performer ist Alessandro international im Bereich der zeitgenössischen Musik und Klangkunst tätig.
Engagements führten ihn nach USA, Japan, Korea, Argentinien, China, Taiwan, in die Schweiz und in ganz Europa in den wichtigsten Konzertsälen und Festivals wie Salzburger Festspiele, Lucerne Festival, Warschauer Herbst, Ruhrtriennale, Wiener Festwochen, Wien Modern , Klangspuren Schwaz, Transart, IRCAM, Darmstädter Ferienkurse, IMPULS, Wiener Musikverein und Wiener Konzerthaus.
Sein Engagement für zeitgenössische Musik führte ihn nicht nur zu Kooperationen mit Komponisten wie Beat Furrer, Tristan Murail, Salvatore Sciarrino und Brian Ferneyhough, sondern auch zu einer intensiven Tätigkeit im Bereich von Klanginstallationen, performativer Kunst und elektroakustischer Komposition.
Sein erfinderischer Ansatz brachte ihn dazu, verschiedene Prototypen von elektroakustischen Instrumenten sowie klanglichen und ergonomischen Lösungen für akustische Instrumente zu entwickeln. Alessandro vereint auch ein umfangreiches Wissen im Produkt- und Interface-Design und ist regelmäßig Lecturer an verschiedenen Universitäten weltweit.
Geboren in Mailand, Italien, begann Alessandro seine musikalische Ausbildung in einem sehr frühen Alter. Seine Studien in Komposition, Querflöte, Tontechnik sowie Multimedia Art absolvierte er in Wien und Graz (Universität für Musik und darstellende Kunst und Universität für Angewandte Kunst Wien).
Alessandro ist Mitglied und Mitbegründer von The Black Page Orchestra, einem Ensemble für radikale und kompromisslose Musik unserer Zeit, sowie Gründer der Startup und des musikalischen Duo Nimikry. 2019 erhielt er das START Stipendium des Bundeskanzleramtes Österreich. Alessandro ist Alumnus der Luzern Festival Academy sowie Stipendiat der Akademie Musiktheater heute der Deutsche Bank Stiftung. 2021 wurde er mit dem Staatsstipendium des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport ausgezeichnet, 2022 wurde er zum Fellow der Bogliasco Foundation ernannt und erhielt den Publicity Award 2022 der SKE Kulturförderung, sowie das Theodor-Körner-Preis 2022 für Wissenschaft und Kunst.
Rafal Zalech
Rafal Zalechs künstlerische Aktivitäten sind breit gefächert zwischen Performance, Komposition und Entwicklung von IoT-Geräten für Musiker. Als Bratschist spielte er auf den meisten Festivals für Neue Musik auf 5 Kontinenten, Solo-Auftritte mit Orchestern wie Webern Symphony Orchestra, Sinfonia Varsovia, OMN, Divertimento. Ein Mitglied von The Black Page Orchestra, Duo-Kollektiv Nimikry und CEO eines Smart-Instruments-Startups DigitAize. Zwischen 2010-2021 arbeitete Zalech intensiv mit dem Klangforum Wien.
Rafał Dominik Zalech wurde 1988 in Wrocław geboren. Er studierte Bratsche und elektroakustische Komposition an der Universität für Musik in Wien, sowie an der Yale University (USA) und in Wrocław (PL). Intensive Forschung zur Technologie der Digitalisierung von Gesten auf Streichinstrumenten führte ihn zum Erhalt eines internationalen Patents. Diese fortschrittliche Technologie wird derzeit von dem von ihm mitbegründeten Unternehmen DigitAize Smart Music Instruments verwendet.
Als Bratschist (und Komponist) tritt er regelmäßig bei den wichtigsten Festivals für Neue Musik auf, u. a. Huddersfield Contemporary Music Festival, Wien Modern, Ultrasonic Berlin, Transameriques Montreal, Warschauer Herbst. Seine aktive Konzerttätigkeit in den letzten Jahren umfasste zahlreiche Auftritte, Gastvorträge und Workshops auf Einladung akademischer Institutionen – Teatro Colon Academy in Buenos Aires, Tschaikowsky-Konservatorium in Moskau, Electronic Music Collective in New York, National Music Conservatory in Peking, Wiener, Linzer, Salzburger Musikuniversitäten.
Rafał Zalech ist unter anderem Stipendiat des Kultusministeriums in Österreich, des J. Windisch-Stipendiums, der Thyll-Dürr-Stiftung, der Mica Austria und Mitglied des «Sylff»-Programms der Tokyo Foundation. 2017 erhielt Zalech ein Stipendium des österreichischen Bundeskanzleramtes (Kunst und Kultur) für herausragende Absolventinnen und Absolventen von Kunstuniversitäten in Österreich. Zalech wurde soeben mit einem jährlichen Staatsstipendium für Komposition 2023 ausgezeichnet.